Traumbilder in finsterer Zeit, Traumbilder in dieser dunkelsten Zeit des Jahres.
Die Dezembermitte bringt dem Jahr die längsten Nächte, in denen die Finsternis Herrschaft gewinnt über die Kraft des Lichtes. Es ist die Stade Zeit.
Da treten s i e hervor, seit alters her, jene archaischen Gestalten, von denen in dieser dunklen Zeit viel die Rede ist, in Brauchtum und im Volksglauben, belächelt oft und doch…
Zwölf Monde – Vollmonde. Zwölf Neumonde umfasst das Jahr. Zwölf Mondmonate – doch d i e
sind um zwölf Tage zu kurz aufs ganze Jahr : das helle Jahr der Sonne – es ist länger als das des nächtlich geheimnisvollen Mondes – zwölf Nächte geht die Zeit jetzt irr – und fangen in der Christnacht an und hören nächtens vor Dreikönig auf –
zwischen den Jahren des Mondes und dem Jahr der Sonne – zwischen ihrem Lauf –
ZWISCHEN DEN JAHREN
Zwölf geheimnisvolle Nächte seit gut 12.000 Jahren bei allen Kulturen und in ihren Kulten – bei uns als die
ZWÖLF RAUHNÄCHTE
bekannt.
„Rauhnacht“ kommt vom Räuchern (auch wenn man darüber streiten kann ).
In den Rauhnächten muß geräuchert werden, das hilft vor allerlei :
Die DRUD geht um, sie druckt, das gibt den Albtraum und draussen im Stall flicht sie den Rössern die Schweif `zu Zöpferl zusammen – schnell ein Drudenmesser in den Türstock gehaut und einen Drudenstern – das Fünfeck mit geweihter Kreide vor das Bett hingemalt.
Geister gehen um – die wilde Jagd treibt`s um – Schauriges passiert ums Haus und draussen in der Natur – die Geister kommen durch.
Bilde Dir ja nicht ein
Du wärest hier allein !
Man hat in dieser Welt
Dir Geister zugesellt ….
(überliefert von Paul Friedl, dem unvergessenen Baumsteftnlenz)
Auch die Habergeiß zieht mit bei der Wilden Jagd – vermutlich ein Überbleibsel der Alten Kornmuhme – des Wotans Weib. Und der, der ist der Wilde Jäger in Wind und Sturmgebraus.
Man darf in diesen Nächten deshalb keine Wäsche aufhängen – wenn sich darin die Wilde Jagd verfängt, stirb im nächsten Jahr einer in diesem Haus !
An den Donnerstagen im Advent ist früher geklöpfelt – angeklopft worden – ein Heischebrauch für die, die es brauchen können:
Kletzn raus ! ( für Neubayern : Kletzen sind gedörrte Birnen )
Kletzn raus !
Oder mir schlag`n
A Loch ins Haus
Wollt`s uns nix geb`n
Dean ma an Zaun umleg`n
D`Henna daschlag`n
Und an Gockl verjag`n.
Und dann : Jessas – heut ist Mettennacht ! Da darf man ja nicht Karten spielen, sonst ist ein anderer dabei – man kennt ihn an seinem Huf, der mit dem Pferdefuß, genannt der „Gottseibeiuns“
Sie ist die seltsamste Gestalt von unseren Seelenbildern in dieser finst`ren, dunklen Zeit – bei uns heißt sie FRAU PERCHTA und sie geht um in diesen Nächten. Sie hat zwei Seiten und nicht jede ist uns recht. Im Norden, oberhalb von Bayern ist sie als Frau Holle wohl bekannt. Aus ihrem Brunnen kommen die Kinder auf die Welt, doch das Leben hat einen Anfang und hat seine Grenzen. Und so laufen am Unschuldigen Kindl Tag , dem 28. Dezember auch die verstorbnen Kinder hinter dieser Urmuttergestalt – zwei Seiten hat Frau Perchta.
SILVESTRIS – aus dem Walde stammend oder auch „ der Waldmensch“. Und solche gehen um. Nur gut, daß auch ein Heiliger Papst so heißt !
Altjahrestag . Da kann man einen ganz besonderen Blick in die Zukunft wagen – nach innen und mit geschlossenen Augen. Und wer das nicht kann, die solchen gießen Blei. Und da sieht man Viecher, Figuren, Sachen – Zeichen, die uns die Bilder aus unserem eigenen Inneren machen. Wer nicht Blei gießt, der kann Bibelstechen: vorsichtig mit der Messerspitze in das Buch der Bücher hineingefahren; dorthin wo der Spitz dann zeigt, der Bibelvers gilt fürs ganze Neue Jahr. Natürlich hilft der Punsch dann, die Orakel zu verstehen.
Ein Schneeball in der Silvesternacht in Weihwasser getaucht und dann über den Stall geworfen sorgt dafür, daß das ganze Jahr das Heu nicht ausgeht. Neujahrsanschießen und Böller und Silvesterfeuerwerk verteiben die bösen Geister, hoffentlich…
Am Neujahrstag das Glücksschwein aus Marzipan – das alte Opfertier der Heiden – immer schon „Schwein gehabt“.
Die Perchtnacht, Loasnacht, Feistnacht oder auch die Große Rauhnacht vom 5.Januar auf den 6. Januar hats noch einmal in sich. Da kommen alle Geister auf der Straß`daher und schreien und tanzen ihren finsteren Tanz. In ganz Bayern und bei uns im Bayerischen Wald kann man sie sehen und erleben – aber vorsicht, vorsicht – man wird schon „ mitgenommen“ von diesem Rauhnachttreiben…
Da räuchern auch die Hartgesottenen in Haus und Stall ! Und Weihwasser wird verspritzt .
Und angeschrieben wird mit der neuen Jahreszahl
C + M + B
Die Frommen lesen
„Christus mansionem benedicat“ – Christus segne dieses Haus –
, andere Catharina – Margarete – Barbara .
Am verbreitetsten ist wohl
„Caspar , Melchior und Balthasar“:
Mit den HEILIGEN DREI KÖNIGEN sind dann auch die Rauhnächte vorbei.
copyright Jakob Wünsch Mythenforscher Deggendorf