Los: 682

Mohrenkind

Süddeutsch, 18./19. Jh. Holz, vollrund ausgeführt, Farbfassung. Mit angewinkelten Beinen und Armen, den Kopf nach links gewendet, mit einem Rock aus Tabakblättern. Best. H. 48 cm.


In fast 100 Städten in Deutschland gibt bzw. gab es Apotheken, die nach einem – oder mehreren – Mohren benannt sind. Sie finden und fanden sich in fast jeder größeren deutschen Stadt in Mittel- und Süddeutschland.
In den Niederlanden hießen sie zumeist „Apotheek de Moriaan“. Zudem gibt es in Deutschland „Mohrendrogerien“ sowie „Mauritius-Apotheken“ (etwa in Krefeld, Berlin, Jüterbog oder Meerbusch).
"Mohr" ist eine alte Ableitung aus "Maure". Als "Mohren" wurden alle dunkelhäutigen Menschen des afrikanischen Kontinents bezeichnet.
Despektierlich war die Bezeichnung ursprünglich nicht, denn niemand würde eine Apotheke nach Menschen benennen, die er verachtet.
Vielmehr war es so, dass man bis tief ins 19. Jahrhundert den Arabern bessere Kenntnisse bei der Arzneiherstellung zutraute als den eigenen Schröpfkopfherstellern und Quacksalbern.
Es hat mit der Tradition der Pharmazie zu tun, mit der berühmten Heilkunst der Mauren und der Berberstämme aus Nordafrika, die Medizin und Pharmazie nach Europa gebracht haben.
Es ist genau betrachtet eine „Würdigung“ der eigenen Wurzeln.
Ein enger Zusammenhang besteht somit, mit dem heiligen Mauritius, den Heiligen Drei Königen und auch den in Spanien herrschenden Mauren, den Völkern Nordafrikas.


Schließlich bringt ja auch bei Richard Wagner "Kundry" dem leidenden Amfortas Balsam aus "Arabia".

Zuschlag: 2.200 €

572 - Weihnachtsauktion 2022, 10. Dezember 2022
10. Dezember 2022 um 10:00