Los: 663

Anderl von Rinn

Tirol, um 1800, Holz, Farb- und Goldfassung, H. 57 cm.


Eigentlich Andreas Oxner von Rinn. Nordtirol, um 1800. Holz, schauseitig gearbeitete, übergangene Farb-, Gold- und Silberfassung. Frontal ausgerichtet, mit der linken Hand greift er sich an die Brust, in der Rechten hält er das Attribut, das Messer (erg.),Schürze mit Blumenmalerei. Rest. H. 57 cm.


Anderl (Andreas) Oxner von Rinn war (einer Ritualmordlegende des 17. Jahrhunderts zufolge) ein Bub, der am 26. November 1459 geboren und am 12. Juli 1462 im Nordtiroler Dorf Rinn angeblich von ortsfremden Juden rituell ermordet worden sein soll.
Über Jahrhunderte hinweg waren seine Gebeine in der damaligen Wallfahrtskirche im Ortsteil Judenstein bei Rinn das Ziel von Pilgern und Wallfahrern.
Wie die neuere historische Forschung inzwischen nachgewiesen hat, hat es ein Ritualmordmartyrium nie gegeben.
1994 wurde durch das Dekret der Diözese Innsbruck die Auflösung des "Anderl-Kultes" von der katholischen Kirche anerkannt und der Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher verbot diesen Kult um den "Judenstein" und hob die Wallfahrt auf.
Er ließ ein Fresko mit der Darstellung des vermeintlichen Ritualmords in der Ortskapelle überdecken und die Kirche in „Mariä Heimsuchung“ umbenennen.


2015 bekräftigte ebenfalls Bischof Manfred Scheuer das von seinem Vorgänger Alois Kothgasser bestätigte kirchliche Verbot des Kultes.


Trotz des kirchlichen Verbots fand und findet nach wie vor alljährlich am Sonntag nach dem 12. Juli eine privat organisierte Wanderung zum „Judenstein“ bei Rinn statt

Privatsammlung Berchtesgaden

Zuschlag: 2.800 €

565 - Frühjahrsauktion 2021
24. April 2021 um 10:00