Los: 118

Deutsch, 17./18. Jh.

Der Hirtengott Pan und die Nymphe Syrinx. Nach einem Stich von Aegidius Sadeler. Öl/Lw.159 x 124,5 cm. Doubl., rest. Unsign.


UNERFÜLLTE  LEIDENSCHAFT  UND  EINE  ROHRFLÖTE  -


DIE  LIEBE DES  PAN  ZU EINER NYMPHE


Aegidius Sadeler entstammte einer Antwerpener Kupferstecherfamilie. Nach einem bislang schon bewegten Leben wurde er aus München im Jahre  an den Hof des Kaiser Rudolf des Zweiten in Prag berufen. Der Alchemist auf dem Kaiserthron förderte die Themen der 
Astrologie, der Alchemie und die Griechische Mythologie gleichermaßen an seinem Musenhofe und so nimmt es nicht Wunder, daß  Sadeler um 1597 das Motiv des verliebten bocksbeinigen Hirtengottes PAN aufnahm.
Und weil dessen seltsam abseitige Leidenschaft zu der Nymphe SYRINX eine ach so tragische Wendung  nahm, inspirierte dieses mythologische Motiv lange noch nach Sadeler die  Künstlerseelen.


In Arkadiens kühlen Gebirgen war sie von den Baumnymphen die Schönste. Unter den Nymphen wurde sie SYRINX genannt. Ihre Anmut, ihre Schönheit und ihr Liebreiz hatten mehrfach die 
Satyrn entflammt und die Nymphe war diesen Verfolgern schon des öfteren entschlüpft. 
Eine eifrige Dienerin war sie der göttlichen Diana – vor allem diente sie durch ihre Keuschheit .
Man hätte sie durchaus mit der Göttin selbst verwechseln können, war doch die Nymphe in selber Art gegürtet. Doch das Verwechseln hat ein Ende, sieht man ihren Bogen – der Bogen der Syrinx war aus Horn, der Bogen Dianas dagegen aus purem Gold.


Syrinx stieg einstens von einem Berg herab als PAN auflauernd ihr begegnete. Der Hirtengott, sein Haupt mit Fichtenzweigen wild und stachelig bekränzt, bedrängt die Keusche mit Leidenschaft und 
Bocksfüssigkeiten.


Vor derlei durch die Wildnis fliehend, erreicht die Nymphe das Ufer eines sanften Flusses – und als PAN sie lüstern in die Arme nehmen will, hat sich Syrinx bereits VERWANDELT  in ein Schilfrohr,
wie es aus dem Sumpfe wächst.


Und wie da, während er seufzt, der Wind durch das Schilf sanft streicht und eben diesem sanften und klagenden Ton entlockt, da ist der Gott von diesem süßen Klang entzückt  : 


„Diese Unterhaltung mit dir soll mir bleiben !“


Rohren von verschiedener Länge aus Schilf gab die Entdeckung durch den Hirtengott den Namen


Die PANFLÖTE war in die Welt gekommen – durch die METAMORPHOSE einer keuschen Nymphe,
wie uns OVID erzählt.


-Jakob Wünsch, Mythenforscher-

Zuschlag: 2.200 €

563 - Herbstauktion 2020
26. September 2020 um 10:00