Über einen liebevoll – robusten Bereich des Landlebens zum Ausgang des 18. Jahrhunderts erzählt Georg Queri in seinem 1911 als Privatdruck erschienenem Büchlein „Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern“:
Ungefähr Mitte Juli Anno 1766 verhandelt die churfürstliche Obrigkeit über ein „osternächtliches“ Haberfeldtreiben in Parsberg, was natürlich rechtswidrig und verboten war. Als erschwerenden Straftatbestand kommt hinzu, dass die Bauernburschen Raufeisen – stächglings Ring – mit sich führen und damit schädliche Verwundungen herbeiführten hätten können (Queri).
Und weil die Raufeisen obrigkeitlich gar so wenig Anklang fanden, wich die fromme Volksseele der jungmannhaften Testosteronfrömmigkeit auf die sogenannten Antoniusringe aus – weiche Silberlinge des Nahkampfes, freilich mit wuchtiger Kopfkruppe, die teilweise ausgehöhlt und vertieft ist und am Grunde dieser Vertiefung den Heiligen Antonius mit dem Jesuskind zeigt.
Trotz der Wendung ins religiöse war der Schlagring gefährlicher geworden (Queri) und wohl auch magischer, gilt doch der Hl. Antonius als Bezwinger des Leibhaftigen als dieser ihn einmal im Schlaf würgte. Und so kommt es, dass Wunden, die mit dem Antoniusring „geschlagen“ werden, „nicht ketten und schwären“ (Kriss-Rettenbeck).
Georg Queri überliefert uns ein hübsches Schnaderhüpfel aus dem Fundus dieser sanften Wilden:
„Zweng an Raffa, zweng an Schlagn
zweng an Raffeisen tragn
zweng an lustign Lebn
hams mir fünfundzwanzig gebn.“
Freilich nicht in Kronentalern ausbezahlt.
Jakob Wünsch – Mythenforscher Deggendorf
Anmerkung:
Ludwig Thoma sagte einmal über Georg Queri:“ …mit seinem breiten Lachen
und seinem schlagfertigen Witz, saß Altbayern am Tisch.“